Buchrezension – Alexander Korte: Hinter dem Regenbogen

ist zweifellos das Standardwerk zum Thema und gehört auf die Leseliste von allen Kinder-und Jugendpsychiatern, Endokrinologen und Psychologen/Therapeuten, die mit genderverwirrten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun haben.

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Alexander Korte: Hinter dem Regenbogen. Entwicklungspsychiatrische, sexual- und kulturwissenschaftliche Überlegungen zur Genderdebatte und zum Phänomen der Geschlechtsdysphorie bei Minderjährigen
Kohlhammer Sachbuch, 2024
Sprache: Deutsch
https://shop.kohlhammer.de/hinter-dem-regenbogen

Alexander Korte hat sein – von vielen ungeduldig, von vielen offen ablehnend – erwartetes Buch zu DEM heißen Eisen in der gesellschaftlichen und medizinischen Debatte vorgelegt: der „Gender Dysphorie“ oder dem „Trans Trend“ – und wie wir als Gesellschaften diesem neuen Phänomen bei jungen Menschen begegnen.

Korte ist Experte: Kinder- und Jugendpsychiater, seit 15 Jahren leitender Oberarzt an der kinderpsychiatrischen Abteilung der LMU München und psychoanalytischer Kulturwissenschaftler; ihn interessieren alle Fragen rund um dieses heiße Gebiet – auch weit über das engere Gebiet der Medizin hinaus. Gleichzeitig ist er streng argumentierender Wissenschaftler und erfahrener Kliniker.

All dies hat ihn zu einem prononzierten und prominenten Kritiker der Ideen und Praktiken gemacht, die betroffenen Kindern und Jugendlichen einen Weg „ins andere Geschlecht“ öffnen und dabei – so Korte – medizinisch mindestens fahrlässig, gesellschaftspolitisch ideologisch verhärtet und biologisch einfach falsch argumentieren und leider auch handeln.

Er ist mit dieser harschen Kritik nicht alleine. Seit Jahren sammeln epidemiologische, klinische (Outcome) Untersuchungen, Systematic Reviews und darauf aufbauende Behandlungsempfehlungen die Argumente gegen die sogenannte „Gender affirming Care“ – den Weg in die Transition von Kindern und Jugendlichen. Der Thesaurus dieses Wissens ist inzwischen so groß, dass es schon sehr verwunderlich ist, wenn sich immer noch medizinisches und therapeutisches Personal findet, das diese Praktiken im Ernst an Kindern und Jugendlichen anwendet. „Kindergefährdende Freistil-Medizin ohne jede Evidenz“ nennt Korte diesen Zugang in einem Interview zu seinem Buch mit der „Welt“.

Und hat sich an die Arbeit gemacht, mit diesem Buch das gesamte Feld dieser unübersichtlichen und verwirrenden Thematik darzustellen und nach den besten wissenschaftlichen Kriterien zu ordnen und zu beurteilen. Das dabei entstandene Buch ist manchmal notgetrungen sehr medizinlastig – aber es ist die erste umfassende und Darstellung in deutscher Sprache und schon von daher ein Meilenstein.
Bislang musste man sich – um einen Überblick über z.B. die Wirkungen, Nebenwirkungen, schädlichen Spätkonsequenzen von Pubertätsblockern zu bekommen, selbst durch die Literatur wühlen (die Rezensentin weiß, wovon sie redet …) – nun kann man den Korte zur Hand nehmen und findet die relevanten Aussagen gut geordnet.

Ein großer Vorteil ist, dass die Kernaussagen eines Kapitels jeweils zu Beginn zusammengefasst referiert werden – das erleichtert enorm die Orientierung. Zumal ja, wenn wir jetzt beim Beispiel Pubertätsblocker bleiben, die notwendigen Einschätzungen dazu sich nicht nur auf die rein medizinischen Fakten beschränken, sondern auch ganz andere Ebenen berühren müssen – wie z.B. die Einwilligungsfähigkeit von Jugendlichen zu Maßnahmen, deren Konsequenzen sie nicht übersehen KÖNNEN. Die medizinrechtlichen und medizinethischen Probleme, die sich aus den körperverändernden Maßnahmen der „transgender Medizin“ ergeben nehmen daher einen zu Recht wichtigen Platz in der Darstellung Kortes ein (im Gegensatz zu den Proponenten dieser Maßnahmen, die das Problem nicht einmal identifiziert haben). Oder man mag auch an die weitere gesellschaftspolitische Ebene denken, wenn Pubertätsblocker als Teil des falschen Versprechens gehandelt werden, dass man das Geschlecht tatsächlich wechseln oder ändern kann und die Gabe von PB unter dieser Prämisse ein wünschenswertes Projekt – die Transition – einleiten.

Korte versucht, diese Komplexität, die vielen verschiedenen Ebenen, auf denen die Diskussion um die „Geschlechtsdysphorie“ zu führen ist und die sich dauernd vermischen, mit sehr vielen Querverweisen etwas zu ordnen und zugleich der Komplexität nichts wegzunehmen. Das gelingt natürlich nicht vollständig – aber die Verweise in die anderen themenrelevanten Kapitel sind ein sehr gutes Tool dafür, die Ebenen zumindest im Blick zu behalten.

„Hinter dem Regenbogen“ ist zweifellos das Standardwerk zum Thema und gehört auf die Leseliste von allen Kinder-und Jugendpsychiatern, Endokrinologen und Psychologen/Therapeuten, die mit genderverwirrten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun haben.

Die neue Leitlinie dazu (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/028-014), seit dem Sommer 2025 für 5 Jahre in Kraft getreten, hält dem sorgfältigen und besorgten Blick Kortes auf die klinische Situation dieser jungen Menschen nicht stand. Die Interessen des koordinierenden Hauptautors Georg Romer haben sich in einer nicht weniger als katastrophal zu nennenden Weise durchgesetzt. Herr Romer ist der Chefarzt des größten Transgender Zentrums in Deutschland, in Münster/Westf.

von Bettina Reiter am 27.10.2025

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